Wie sollte das Geschäftsmodell eines Schweizer Fussballclubs für den Kryptomarkt gestaltet sein?

Der Kryptomarkt bietet Fussballvereinen ein lukratives Geschäftsfeld für die Zukunft. Aktuell testen erste Fussballvereine verschiedenste Geschäftsmodelle. Doch welches Modell verfügt über das grösste Potenzial für eine vielversprechende Zukunft?

Autor:

Raffael Arnold

Fussballvereine sind stark durch die Folgen von COVID-19 betroffen. Durch verschiedene Bestimmungen der Regierungen zur Bekämpfung der Pandemie schrumpften die Einnahmequellen zwischen den Jahren 2019 und 2020 von Clubs aus den europäischen Top 20 Ligen durchschnittlich um 14% (UEFA, 2022). Zudem zeigt eine Studie der Voting-Plattform FanQ, dass das allgemeine Interesse am Fussball seit COVID-19 um 33.1% gesunken ist (Lammert et al., 2022). Die wegfallenden Einnahmen sowie das geringere Interesse müssen kurz- wie auch langfristig kompensiert werden. Dabei eröffnet sich mit dem Aufkommen des Kryptomarktes ein vielversprechendes Geschäftsfeld. Wurden im Jahr 2020 erst 32 Sponsoring-Partnerschaften mit Krypto- und Blockchain-Unternehmen im Profisport abgeschlossen, steigerte sich diese Zahl im darauffolgenden Jahr um rund 488 Prozent auf 188 Partnerschaften (Jovanov, 2022). Die weltweiten Erlöse für NFTs entsprachen im Jahr 2020 rund CHF 90 Millionen (Dapp Radar, 2022). Ein Jahr später wuchsen die Erlöse auf ca. CHF 23 Milliarden (Dapp Radar, 2022). Diese Fakten zeigen die aktuell vorhandene Grös-se sowie das Wachstum des Kryptomarktes deutlich auf, dabei steckt der Markt noch in seinen Kinderschuhen. Dieses neu entstehende Geschäftsfeld muss von den Fussballunternehmen jedoch zuerst noch erschlossen und verstanden werden. Dafür benötigen Fussballvereine ein durchdachtes Geschäftsmodell für den Kryptomarkt. Aktuell besitzen jedoch viele Fussballvereine noch kein klares Verständnis über den Kryptomarkt sowie zu wenig Kapazitäten, um sich detailliert damit auseinander zu setzen. Zur Untersuchung der Frage, wie das Geschäftsmodell eines Schweizer Fussballvereins für den Kryptomarkt gestalten sein sollte, wurden 14 Branchenexperten interviewt. Die Handlungsempfehlungen leiten sich zusammenfassend aus den Erkenntnissen und Einsichten der Marktsegmentierung, der Interviewanalyse und der Literaturrecherche ab und dienen als Wegweiser, um strategische Weichenstellungen zu antizipieren und dementsprechende Handlungen vorzunehmen. Folgende sieben Kernthemen gilt es bei einem Eintritt in den Kryptomarkt zu berücksichtigen:

1) Kombination verschiedener Produktkategorien

Bei der Marktsegmentierung wurden acht Produktkategorien identifiziert. Zur Gruppe der Fungible Token können die Produktkategorien Nutzungs-Token, Zahlungs-Token sowie Anlage-Token zugeordnet werden. Die Produktkategorien reines Sammelstück, Belohnungssystem, Privileg, Gamification und Qualitätssicherung werden der zweiten Gruppe der Non Fungible Token zugeteilt. Das Wichtigste dabei ist, dass Kryptoprojekte stets mehrere Produktkategorien bzw. Nutzenversprechen verbinden. Daher empfiehlt sich, dass ein Projekt mindestens über einen hedonischen und einen funktionalen Nutzen verfügt. Durch die Kombination der Produktkategorien wird schlussendlich der Gesamtnutzen des Projektes vergrössert und damit eine grössere Zielgruppe angesprochen. Dabei ist es essenziell, dass der Verein ein Vorgehen mit Anpassungsspielraum wählt. Aufgrund der grossen Dynamik und Unsicherheit im Kryptomarkt ist es unverzichtbar, auf unvorhergesehene Marktveränderungen reagieren und das ursprünglich gewählte Vorgehen modifizieren zu können.

2) Brücke zwischen digitaler und realer Welt

Projekte, welche ausschliesslich in der digitalen Welt umgesetzt werden, sind für die Fans aktuell noch zu abstrakt. Daher bietet es sich für Kryptoprojekte an, eine Brücke zwischen der digitalen und realen Welt zu schlagen. Mit der Produktkategorie Belohnungssystem oder Privileg kann der Nutzen in die reale Welt übertragen werden. Dadurch wird der Nutzen für die Fans greifbarer und folglich das Projekt verständlicher für die breite Masse. Auf diese Weise werden nicht nur digital affine Personen angesprochen, sondern der Nutzen kann der gesamten Fanbasis nähergebracht werden, womit sie zur potenziellen Kundengruppe gehören.

3) Kundensensibilisierung

Einen wichtigen Fokus und hohen zeitlichen Aufwand sollte die Kryptosensibilisierung der Fans einnehmen. Da aktuell erst 17% der Schweizer Kryptowährungen nutzen, ist die Kommunikation bei solchen Projekten essenziell. Der Fan muss verständlich über die Vorteile des Projektes informiert werden. Mittels durchdachter Kommunikationsstrategie sollten die Ängste und Bedenken der Fans vor Kryptos verringert und im besten Fall beseitigt werden. Dabei benötigt es eine detaillierte Anleitung, in welcher Schritt für Schritt aufgezeigt wird, wie der Fan an die entsprechenden Kryptos gelangt. Ein Fussballverein ist jedoch kein Technologieunternehmen. Fussballfans interessieren sich hauptsächlich für den Nutzen der Produkte, die Begeisterung an der neuen Technologie ist zweitrangig. Daher empfiehlt sich, stets den Nutzen und nicht die Technologie ins Zentrum der Kommunikationsstrategie zu stellen.

4) Unkomplizierte Customer Journey

Des Weiteren bestimmt die Customer Journey über Erfolg und Misserfolg des Projektes. Der Kaufprozess sollte möglichst selbsterklärend und daher unkompliziert gestaltet sein. Daher bietet es sich an, die Customer Journey auf bereits bekannten Gebilden, wie zum Beispiel dem eigenen Onlineshop oder einem digitalen Spiel aufzubauen. Hürden, wie der vorgelagerte Tausch von Fiatgeld in Kryptowährung, bevor ein NFT erworben werden kann, müssen möglichst minimiert werden. Ein unkomplizierter und detailliert erklärter Kaufpro-zess verhindert, dass kaufwillige Fans einzig aufgrund eines langwierigen Prozesses während des Kaufvorgangs abspringen und das Produkt nicht erwerben. Dies kann mit einer durchdachten Customer Journey verhindert werden.

5) Kurzfristige Verträge

Aktuell wird der Kryptomarkt von einer Vielzahl an Startups dominiert, was dem Markt eine dynamische Entwicklung, aber ebenfalls eine grössere Unsicherheit verleiht. Diese Startups haben sich auf dem Markt noch nicht durchgesetzt und besitzen ein erhöhtes Konkursrisiko. Darüber hinaus wurden in der Schweiz auch schon Startups im Kryptomarkt gesperrt, da diese als Glückspiele klassifiziert wurden. Daher kann aktuell nicht prognostiziert werden, welche Unternehmen schlussendlich auf dem Kryptomarkt triumphieren. Um die Langzeitfolgen einer suboptimalen Partnerwahl zu minimieren, sollten Partnerschaftsverträge über kurze Zeiträume abgeschlossen werden. Damit kann das Risiko vermieden werden, dass ein Fussballverein über längere Zeit an ein Unternehmen gebunden ist, welches sich auf dem Markt nicht durchsetzen kann.

6) Kein Verkauf der Exklusivität

Darüber hinaus sollte ein Fussballverein niemals eine Exklusivität für ein digitales Produkt an einen Partner verkaufen. Die versprochenen monetären Einnahmen erscheinen auf den ersten Blick oft lukrativ, jedoch verbergen sich hinter diesen Deals hohe Risiken. Aktuell kann noch nicht prophezeit werden, welche Unternehmen im Kryptomarkt über eine längere Zeit bestehen werden. Zum anderen ist anzunehmen, dass das Interesse für den Kryptomarkt weiterwächst und dadurch den Wert solcher Deals weiter in die Höhe treiben wird. Ein Fussballverein sollte mit verschiedenen Partnern Projekte umsetzen und den Fokus dabei aufs Lernen legen, damit in Zukunft derartige Projekte eigenständig durchgeführt werden können.

7) Rolle als Early Adopters

Die Mehrheit der schweizerischen Fussballvereine verfügt nicht über die benötigten Ressourcen, um als Pionier in der Kryptomarkt vorzustossen. Zudem sind die ungewissen und rasanten Entwicklungen im Kryptomarkt aktuell noch zu dynamisch, es empfiehlt sich daher die Rolle als Early Adopter. Dabei sollte der Kryptomarkt laufend analysiert werden, damit die Entwicklungen verstanden, bereits begangene Fehler vermieden und allenfalls eigene Projekte umgesetzt werden können. Mit kleineren Projekten, ohne schwerwiegende Risiken, können später erste Erfahrungen im Markt gesammelt werden. Auf diese Weise kann ohne grössere Investitionskosten ein elementares Wissen für die Zukunft aufgebaut werden. Aus diesen Gründen sollte bei einem solchem Vorgehen der Wissensaufbau und weniger die zusätzlichen Erträge im Fokus stehen.