1. Fach- und Methodenkompetenzen als Grundvoraussetzung
Es lässt sich feststellen, dass die Fach- und Methodenkompetenzen entscheidende Kompetenzen sind, um Fussballtrainer zu werden. Auf der höchsten Stufe bzw. für die Trainer in den höchsten Ligen wird das Vorhandensein der Fach- und Methodenkompetenzen indes als Grundvoraussetzung angesehen.
Auch in Zukunft wird diese Kompetenzdimension als Grundvoraussetzung angesehen, wobei zusätzlich fachübergreifende Kompetenzen gefragt sind. Auf den höchsten Ebenen muss das Ziel sein, den Fussball in all seinen Facetten sowie aus allen Perspektiven zu beleuchten und unter der Leitung absoluter Experten bis ins Detail zu analysieren. Demzufolge müssen ebenfalls Teilbereiche, die aufgrund der zunehmenden Spezialisierung möglicherweise durch Spezialisten im Funktionsteam abgedeckt werden, in ihren Grundzügen beherrscht werden.
2. Führungskompetenz – gefragter denn je
Die Führungskompetenz ist gefragter denn je – und dies aus zweierlei Gründen: zum einen, weil aufgrund der Kadergrösse und der zunehmenden Anzahl der dem Trainer direkt unterstellten Experten im Funktionsteam die Anzahl an Mitarbeitern zunimmt, und zum anderen, da aufgrund der guten fachlichen Ausbildung der Trainer auf Top-Level die Führungskompetenzen als Erfolgskriterium bewertet werden.
Auch aus Spielerperspektive ist die Führungskompetenz der Trainer eine der wichtigsten Voraussetzungen. Je höher das Niveau der Mannschaft ist, desto erfolgreichere Spieler trainiert der Trainer. Ihnen muss nicht mehr gesagt werden, wie sie einen Pass spielen bzw. eine Flanke reinbringen müssen, sondern man muss sie vor allem im menschlichen Bereich «abholen und mitnehmen».
3. Neue Art der Führung
Die Rolle und das Führungsverständnis eines erfolgreichen Trainers haben sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Während die «traditionellen» Trainer autoritär mit militärischem Führungsstil aufgetreten sind, wird heutzutage von den Trainern ein empathischer, befähigender, demokratischer und insbesondere ein situativer Führungsstil verlangt, um sich den veränderten Anforderungen anpassen zu können (Niem & Helle, 2016, S. 1 ff.).
Früher sind die Spieler von Trainern in einem Ton kommandiert worden, der heute unvorstellbar wäre und kaum zum Erfolg führen würde. Viele Trainer glauben immer weniger an laute Worte und Bestrafung der Spieler. Der Spieler weiss, wenn er schlecht gespielt hat. Die Aufgabe des Trainers und seines Teams ist es vielmehr herauszufinden, wieso der Spieler nicht seine Höchstleistungen abrufen kann. Der moderne Erfolgstrainer spürt, was der «Mensch» hinter dem Spieler braucht, damit dieser seine Leistung bringen kann. Es wäre fatal, die Mannschaft und jeden einzelnen Spieler nur auf die Leistung auf dem Platz zu reduzieren.
Und der Spieler will auch immer mehr einbezogen werden – vom Befehlsempfänger zum mitdenkenden Spieler. Der Spieler hinterfragt und setzt nicht mehr einfach die Anweisungen des Trainers um. Die Spieler wollen mit guten Argumenten überzeugt und in die Entscheidungsfindung einbezogen werden.
4. Der Spieler – nicht mehr nur der Unbekannte in einer Gruppe
In früheren Zeiten wurde in Bezug auf die Mannschaft vor allem von der Gesamtheit gesprochen, wobei nur selten auf die Individualität des Spielers eingegangen wurde. Dies hat sich wesentlich verändert. Denn in einer Fussballmannschaft treffen die unterschiedlichsten Charaktere aufeinander.
Gute Trainer haben ein erhebliches Interesse am einzelnen Menschen und an dessen persönlichen und kulturellen Hintergründen. Demnach sollte sich ein Trainer weniger darauf fokussieren, was schlecht ist, sondern die Stärken jedes Einzelnen sehen und dem Spieler diese bewusst machen. Es bringt wenig, wenn den Spielern laufend die Limitationen aufgezeigt werden. Vielmehr sollte man sich darauf konzentrieren, was die Spieler gut machen, um ein gesundes Selbstvertrauen zu ermöglichen. Dies funktioniert nur über einen engen Austausch und eine gute Beziehung zu jedem einzelnen Spieler. Denn für den Unterschied sorgt am Ende des Tages die Psychologik und nur wer sich wohlfühlt, kann Höchstleistungen bringen.
Diese Erkenntnisse aus dem Hochleistungssport können gleichermassen auch für die Führungskräfte aus der Wirtschaft von Relevanz sein. Denn in den letzten Jahren ist ein zunehmendes Interesse seitens der Top-Manager zu spüren, vom Hochleistungssport zu lernen. Demzufolge ist immer mehr Literatur zu finden, die zum Ziel hat, Leistungsprinzipen aus dem Sport auch für die Wirtschaft zugänglich zu machen. Das ist nicht überraschend: Der Sport ist, wie die Wirtschaft, sehr wettbewerbsintensiv und der Erfolg hängt vom ständigen Streben ab, die Konkurrenz zu übertreffen. Es gibt zweifelsfrei Ähnlichkeiten zwischen den Herausforderungen, mit denen Wirtschaft und Sport konfrontiert sind. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Gruppen besteht allerdings darin, dass der Sport viel stärker darauf ausgerichtet ist, die Menschen zu Höchstleistungen zu bewegen, individuell oder auf Teambasis (Burnes & O’Donnell, 2011, S. 12 ff.). Insbesondere im Hinblick auf den Führungsstil der erfolgreichen Trainer, die Personal- bzw. Spielerentwicklung und den Umgang mit Veränderungen können Führungskräfte aus der Wirtschaft Lehren aus dem Fussball ziehen.